Standing Ovations für das „International Festival Ballet“ im Metropol Theater Bremen

Am vergangenen Sonntag zog es kleine und große Ballett-Fans ins Metropol Theater Bremen am Breitenweg. Dort gastierte das „International Festival Ballet“ (ehemals „Saint Petersburg Festival Ballet“) und zeigte, in musikalischer Begleitung des „Hungary Festival Orchestra“, gleich zwei der bekanntesten Ballett-Stücke: „Der Nussknacker“ und „Schwanensee“.

Machen wir uns nichts vor, Bremen gilt nicht grade als die Ballettstadt. Das heißt natürlich nicht, dass man in unserer schönen Hansestadt nicht Ballett tanzen könnte. Es gibt zahlreiche Ballettschulen mit unterschiedlichen Niveaus und Anforderungen, die teilweise auch die berufliche Ausbildung oder Vorbereitung zum Ziel haben und auch mehrere Sportvereine bieten Ballettkurse in ihrem Programm. Wir haben die Tanzkompanie „Unusual Symtoms“ am Theater Bremen (Theater am Goetheplatz) und mit dem Bundesstützpunkt nahe der Bremer Universität eine Kaderschmiede der Rhythmischen Sportgymnastik, bei der Ballett ein fester und großer Bestandteil des Trainings ist. Aber Bremen hat eben keine richtige Ballettakademie, keine Ballett-Ikone wie z. B. Hamburgs John Neumeier und auch kein festes Ballettensemble. Nichtsdestotrotz gibt es in Bremen einen Ort, an dem bereits seit Jahren international bekannte Ballettkompanien auf ihren Welttourneen Halt machen und die bekanntesten großen Ballett-Stücke aufführen: das Metropol Theater Bremen (ehemals Musical Theater).

"Schwanensee" im Metropol Theater Bremen

International Festival Ballet

Im Jahr 2009 wurde das Ballettensemble „St. Petersburg Festival Ballet“ gegründet. Nach den tragischen Ereignissen im Februar 2022 – dem Angriff Russlands auf die Ukraine – hat das internationale Team eine klare Antikriegsposition eingenommen und sowohl auf als auch neben der Bühne offen nach außen kommuniziert. Die Tänzer:innen stammen aus der Ukraine, Polen, Moldau, Lettland, Russland und Weißrussland und so beschloss das Ensemble gemeinsam einen neuen Namen anzunehmen, der der neuen Realität besser entspricht: „International Festival Ballet“.

Insgesamt besteht die Tanzkompanie aus 42 Tänzerinnern und Tänzern, allesamt Absolvent:innen renommierter Ballettschulen: der Vaganova-Akademie in St. Petersburg, der Staatlichen Choreografie-Akademie Kiew, der Moskauer Choreografie-Akademie, der Ballettschule Ufa sowie der Ballettakademie Perm. Alle Tänzer:innen haben bereits an führenden Ballett-Theatern gearbeitet und zahlreiche Preise bei internationalen Ballettfestivals und -wettbewerben gewonnen. Das Ensemble tritt regelmäßig auf den besten Bühnen der Welt auf und tourt ca. 5 – 8 Monate im Jahr.

"Der Nussknacker" im Metropol Theater Bremen

Der Nussknacker

"Der Nussknacker" im Metropol Theater Bremen

Das Ballett „Der Nussknacker“ basiert auf Alexandre Dumas´ Version der Geschichte „Nussknacker und Mäuseprinz“ von E. T. A. Hoffmann. Tschaikowskis musikalische Umsetzung wurde am 18. Dezember 1892 in Sankt Petersburg unter der Choreografie von Lew Iwanow uraufgeführt.

Im Mittelpunkt steht Marie (in manchen Versionen auch Clara). Sie bekommt am Weihnachtsabend von ihrem Patenonkel Drosselmeyer einen Nussknacker geschenkt. Als sie sich schlafen legt, träumt sie von einer Schlacht der vom Nussknacker angeführten Spielzeugsoldaten gegen das Heer des Mäusekönigs. Mit ihrer Hilfe siegt der Nussknacker, der sich danach in einen Prinzen verwandelt. Der Prinz reist mit Marie in das Reich der Süßigkeiten. Dabei geht es über den Tannenwald zum Schloss Zuckerburg, wo die dort residierende Zuckerfee zu Ehren ihrer Gäste ein Fest veranstaltet.

"Der Nussknacker" im Metropol Theater Bremen

Die Eckdaten des Stücks

  • Ballett in 2 Akten
  • Dauer ca. 2 Stunden (inkl. Pause)
  • Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowsky
  • Choreografie: Lew Iwanow und Marius Petipa
  • Künstlerische Leitung: Aleksei Bogutskyi
  • Bühnenbild und Kostüme: Vjatscheslav Okunev

Hungary Festival Orchestra

Das „Hungary Festival Orchestra“ wurde 2005 von der talentierten Cellistin Yaroslova Simonova und befreundeten Musikern aus Moldawien, Ungarn, der Ukraine und Lettland gegründet. Künstlerischer Leiter und Hauptdirigent ist der renommierte Dirigent Maestro Normunds Vaicis aus Riga, Lettland. Das Repertoire des Orchesters umfasst Werke von Ravel, Debussy, Rimsky-Korsakov, Tschaikowsky, Massenet, Faure und Albegis, Gounod und vielen anderen. Die Musik zu klassischen Balletten wie Schwanensee, Der Nussknacker, Dornröschen, Giselle, Don Quijote und vielen anderen steht im Mittelpunkt des Repertoires. Das Orchester hat mit renommierten Ballettensembles aus Russland, der Ukraine und Weißrussland zusammengearbeitet. Es tritt mit großem Erfolg in Frankreich, Großbritannien, Belgien, Deutschland, Luxemburg und anderen europäischen Ländern auf und hat sich trotz seiner relativ kleinen Besetzung als eines der besten Ballett-Orchester Europas etabliert.

"Der Nussknacker" im Metropol Theater Bremen

Schwanensee

"Schwanensee" im Metropol Theater Bremen

„Schwanensee“ ist für viele das Synonym für Ballett überhaupt. Das romantische Märchen über den jungen Prinzen Siegfried, der sich in die Schwanenprinzessin Odette verliebt und sie vom bösen Zauber des Herzogs Rothbarts befreien will, ist eine Geschichte über die Macht der wahren Liebe.

Prinz Siegfried feiert gemeinsam mit Freunden seinen 21. Geburtstag und damit seine Volljährigkeit. Sie tanzen ausgelassen bis die Königin Mutter kommt und ihn ermahnt, von nun an nicht mehr nur zu feiern, sondern auch königliche Pflichten zu übernehmen. Als erstes soll er sich eine Ehefrau suchen und diese möglichst noch am folgenden Tag auf seinem offiziellen Geburtstagsball präsentieren. Um sich abzulenken geht der eigentlich nicht grade heiratsbegeisterte Prinz allein auf die Jagd. Um Mitternacht, bei glänzendem Vollmondlicht, erreicht er einen See, auf dem er reiche Beute vermutet. Der Prinz beobachtet ein paar schwimmende Schwäne. Eine junge Schwänin hat es ihm besonders angetan. Sie erzählt ihm, dass sie in Wirklichkeit die verwunschene Prinzessin Odette ist, die vom bösen Rothbart verzaubert wurde. Nur um Mitternacht können sie und ihr Hofstaat für kurze Zeit die Gestalt von Menschen annehmen. Einzig die Verheißung der ewigen, bedingungslosen Liebe und Treue eines Prinzen kann sie von diesem Bann befreien. Siegfried verspricht Odette auf dem Ball zu seinen Ehren zu heiraten. Doch Rothbart belauscht die Liebenden und lockt den Prinzen in ein Täuschungsmanöver. Zum Ball der Volljährigkeit erscheint er in Begleitung seiner Tochter Odile, dem negativen Abbild der Schwanenschönheit Odette. Sie sieht fast genau so aus, trägt allerdings ein schwarzes Kleid. Siegfried fällt auf die falsche Schwanenprinzessin herein und schwört ihr ewige Treue. Daraufhin ist sein vorherige Treueschwur an Odette nichtig. Vor dem Fenster sieht er die eigentliche Schwanenprinzessin und erkennt seinen Fehler. Er folgt ihr zurück an den See, wo ihr sie völlig aufgelöst und verstört wegen seines gebrochenen Versprechens vorfindet. Auch Rothbart ist an den See geeilt und es kommt zum finalen Kampf.

"Schwanensee" im Metropol Theater Bremen

Dieses Ballett-Stück gehört zum Standardrepertoire aller großen Kompanien. Insbesondere das Allegro Moderato aus den Schwanentänzen des 2. Akts ist in der Choreografie von Lew Iwanow Gegenstand unzähliger Parodien und daher als „Tanz der vier kleinen Schwäne“ weit über das ballettinteressierte Publikum hinaus bekannt.

Die Eckdaten des Stücks

  • Ballett in 4 Akten
  • Dauer ca. 2,5 Stunden (inkl. einer Pause nach dem 2. Akt)
  • Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowsky
  • Choreografie: Lew Iwanow und Marius Petipa
  • Künstlerische Leitung: Aleksei Bogutskyi
  • Bühnenbild und Kostüme: Vjatscheslav Okunev
"Schwanensee" im Metropol Theater Bremen

Metropol Theater Bremen

Das Metropol Theater Bremen entstand Ende der 1990er Jahre an Stelle des abgerissenen Zentralschwimmbades – damals noch unter dem Namen Musical Theater Bremen. Nach einer dreijährigen Planungs- und Bauzeit wurde das Haus 1999 mit der Premiere des Musicals „Jekyll & Hyde“ feierlich eröffnet.

Das helle Foyer des Theaters erstreckt sich über drei Ebenen. An großzügigen Bar- und Gastronomiebereichen kann man sich auf einen besonderen Abend einstimmen. Das elegante Auditorium, mit den Bereichen Parkett, 1. und 2. Rang sowie diversen balkonartigen Logen, hat den Charakter eines Amphitheaters und verfügt über 1.450 Komfortsitzplätze, die einen optimalen Blick auf die Bühne ermöglichen. Dank des 24m hohen Bühnenturms und der umfangreichen Bühnentechnik können auch aufwendige Produktionen im Theater gastieren. Um zu zeigen, dass im Theater nicht nur Musicals gastieren und es ein Ort der Begegnung für Bremen und die Metropolregion Nordwest sein soll, wurde Ende 2017 der Name in Metropol Theater Bremen geändert.

Seit mehreren Jahren besticht das Theater durch ein abwechslungsreiches Programm aller Genres, so haben deutschlandweit beachtete Veranstaltungen wie z.B. Dirty Dancing, West Side Story, Ich war noch niemals in New York, Tom Jones, Kool & The Gang, Chris de Burgh oder Anastacia mit den Bremer Philharmonikern im Theater stattgefunden.

"Schwanensee" im Metropol Theater Bremen

Unser Fazit 

Ballett-Fans sollten sich eine Aufführung im Metropol Theater Bremen nicht entgehen lassen! Mir wird nachgesagt, dass ich bei Sachen, die mir am Herzen liegen besonders kritisch bin und so ist mir auch durchaus der ein oder andere Patzer nicht entgangen. Nichtsdestotrotz waren meine Kollegin und ich begeistert von den wunderschönen Bühnenbildern und Kostümen und auch die tänzerische Performance hat uns letztendlich überzeugt. Unterm Strich fanden wir beide die Abendveranstaltung „Schwanensee“ etwas besser als den am Nachmittag gezeigten „Nussknacker“, weil es uns sowohl tänzerisch als auch vom Gesamtkonzept mehr überzeugt hat. Andererseits war der Nussknacker insgesamt etwas bunter und es war auffällig, dass bei dieser Aufführung auch mehr „kleine Ballerinas“ im Publikum saßen als am Abend. Beide Vorstellungen sind beim Publikum insgesamt sehr gut angekommen und haben sogar Standing Ovations bekommen. Wir würden uns wünschen, dass die nächsten Vorstellungen komplett ausgebucht werden, denn das hätten sie auf jeden Fall verdient!

Meine persönlichen Highlights waren übrigens – neben den berühmten Pas de Deux sowie bekannten „Blumenwalzer“ und „Tanz der vier kleinen Schwäne“ – die Auftritte von Marie (Elizaveta Bogutskaya) und der arabische Tanzpart beim Fest der Zuckerfee (beide „Nussknacker“), sowie der schwarze Schwan Odile (wunderschöne Piouretten!) und der Hofnarr mit seinen kraftvollen Sprüngen und Drehungen (beide „Schwanensee“).

"Schwanensee" im Metropol Theater Bremen

Save the Date!

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, euch einmal selbst ein Ballett im Metropoltheater Bremen anzuschauen, solltet ihr euch schon mal die folgenden Termine vormerken:

  • 22.03.2024 um 19 Uhr – Schneewittchen, Classico Ballet Napoli
  • 22.05.2024 um 20 Uhr – Schwanensee (Ballett mit Orchester)
  • 23.12.2024 um 19 Uhr – Schwanensee, Grand Classic Ballet
  • 24.12.2024 um 14 Uhr – Der Nussknacker, Grand Classic Ballet
  • 25.12.2024 um 14 Uhr – Der Nussknacker, Grand Classic Ballet
  • 25.12.2024 um 18 Uhr – Schwanensee, Grand Classic Ballet
  • 26.12.2024 um 14 Uhr – Der Nussknacker, Grand Classic Ballet
  • 26.12.2024 um 18 Uhr – Schwanensee, Grand Classic Ballet
  • 04.02.2025 um 20 Uhr – Der Nussknacker (Ballett mit Orchester)

Tickets und weitere Infos bekommt ihr unter metropol-theater-bremen.de.

Fotos: Sarah Fröhling

"Schwanensee" im Metropol Theater Bremen