Kein Geringerer als Grammy-Gewinner Gregory Porter gab sich am gestrigen Mittwoch auf der Seebühne an der Waterfront die Ehre und spielte mit seiner fünfköpfigen Band ein rund 90-minütiges, grandioses Jazzkonzert vor ausverkauftem Haus. Bei bestem Wetter und vor der Kulisse des Industriehafens begeisterte er das Bremer Publikum mit seiner einzigartigen Performance.
Flug gecancelt. Alternativroute über Amsterdam. Eine solch chaotische Anreise erlebt auch ein tourerfahrener Künstler wie Gregory Porter sicherlich nicht alle Tage. Per „apple trucks and chicken trains“ (Übersetzung: Apfeltransporter und Hühnerzüge) seien er und seine Band nach eigener Aussage schließlich doch noch wohlbehalten in unserer schönen Hansestadt angekommen und konnten ihr geplantes Konzert auf der Seebühne Bremen mit rund einstündiger Verspätung beginnen. Dem Bremer Publikum war jedoch keinerlei Groll anzumerken. Gut gelaunt begrüßten sie den sympathischen Jazz-Sänger bereits auf dem Weg zur Bühne mit lauten Applaus und freudigen Rufen. Eine Geste, von der sich Porter und seine Musiker auch nach dem Konzert noch dankbar und gerührt zeigten.
In gut 1,5 Stunden brachte der Sänger aus Kalifornien einige seiner bekanntesten Hits von diversen Alben auf die Bühne, darunter „On my way to Harlem“, „Like water under bridges“, „Hey Laura“, „Take me to the alley“ oder auch „Mister Holland“. Gleich nach dem ersten Song stellte Porter seine Band vor – Albert „Chip“ Crawford (Klavier), Emanuel Harrold (Schlagzeug), Jahmal Nichols (Kontrabass), Ondřej Pivec (Hammond-Orgel), Tivon Pennicott (Saxophon) – was ich persönlich sehr besonders und sympathisch fand, wird die Band doch sonst meistens erst am Ende vorgestellt.
Schon recht früh zu Beginn wurde es romantisch, als während „If love is overrated“ die Sonne im Hintergrund unterging und Möwen gemächlich über die Bühne flogen. Gregory Porter wechselte dann den Abend über mühelos zwischen sanften Balladen und schnellen Uptempo-Nummern hin und her und versetzte das Publikum gefühlstechnisch mal in einen kleinen Jazz-Club, in große Hollywood-Produktionen oder auf die Kirchenbank. Ob Jazz, Gospel, Blues oder Soul, er beherrscht die Genres einfach. Und wie im Jazz üblich, waren es die Arrangements der Stücke, dieses „immer mal wieder etwas anders klingen“, die den Abend sicherlich auch für langjährige Porter-Fans immer wieder spannend machen. Während eines längeren Kontrabass-Solos von Jahmal Nichols webte Gregory Porter „My girl“ und „Papa was a Rolling Stone“ ineinander und bei „Musical Genocide“ zeigte Grammy-Gewinner Albert „Chip“ Crawford sein unfassbares Können am Klavier während eines instrumentalen Interludes aus verschiedenen Beethoven-Stücken, u. a. „Freude schöner Götterfunken“. Mit der Zugabe „You can join my band“, bei der Gregory Porter das Publikum abschließend zum gemeinsamen Singen ermunterte, entließ er seine Fans schließlich fröhlich in die Nacht.
Unser Fazit
Magisch! Die Verbindung von Porters samtiger, unter die Haut gehende Bariton-Stimme, die enorme Spielfreude und Lebendigkeit seiner Band plus die besondere Lage der Seebühne – direkt am Wasser, mit Möwengeschrei und untergehender Sonne im Hintergrund – machten den Konzertabend zu einem ganz besonderen Erlebnis und bescherte uns viele Gänsehautmomente. Fans von Jazz, Gospel, Blues und Soul-Musik sollten sich ein Konzert des Grammy-Gewinners und seiner Band auf keinen Fall entgehen lassen!
Zur Seebühne Bremen
Wir waren das erste Mal dort und begeistert von der tollen Atmosphäre und der guten Organisation. Ebenso gefiel uns die klare Kommunikation bezüglich des verspäteten Konzertbeginns. Anzumerken ist, dass die Bezahlung von Getränken und Snacks nur mit EC- oder Kreditkarte möglich ist (was jedoch auch auf der – ebenfalls sehr klar strukturierten – Homepage kommuniziert wird – für Merchandise solltet ihr trotzdem Bargeld dabei haben) und dass man schnell sein sollte beim Kartenkauf. Einige Konzert sind bereits früh (nahezu) ausverkauft und grade bei den bestuhlten Konzerten ist die Sicht auf die Bühne nicht von allen Plätzen ideal (wir haben im Umfeld mitbekommen, dass einige Zuschauer:innen damit unzufrieden waren). Zu beiden Seiten der Bühne gab es jedoch Leinwände, die die Künstler und das Geschehen auf der Bühne trotzdem nahbar machten. Und auch die Akkustik war wirklich gut. Abgerundet wurde der zauberhafte Konzertabend durch einen romantischen Sonnenuntergang im Hintergrund, der uns wunderschöne Lichteffekte bescherte (mein persönlicher „magic moment“ während „If love is overrated“) und die Seebühne Bremen schon allein dadurch zu einer ganz besonderen Event-Location macht. Auch als romantisches Sommer-Date ideal. 😉
Das diesjährige Programm der Seebühne findet ihr übrigens hier.