Kurz vor dem zweiten bundesweiten Lockdown feierte das GOP Varieté-Theater Bremen die Premiere seiner neuen Show „Der kleine Prinz auf Station 7“ und um es gleich vorweg zu nehmen: Diese Show ist nicht nur etwas fürs Herz, sondern eben auch fürs Auge.

Varieté-Kult-Autor Markus Pabst hat gemeinsam mit dem Berliner Regisseur Pierre Ceasar das Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry in die moderne Welt übertragen und den Schauplatz der Geschichte kurzerhand in ein Kinderhospiz verlegt, genauer gesagt: auf Station 7. Protagonist Moritz – wunderbar zerbrechlich und gleichsam stark dargestellt von Tim Kriegler – ist dort Patient. Mit Hilfe seines Lieblingsbuches „Der kleine Prinz“, seiner Freunde und zweier Klinikclowns träumt er sich fort vom Krankenbett und versucht den Strapazen seiner Krankheit zu entkommen. Traumsequenzen wechseln sich mit Momenten des Klinikalltags ab und versetzen die Zuschauer*innen in ein Wechselbad der Gefühle.

Moritz´ Traumreisen werden auf zauberhafte und poetische Weise durch den Puppenspieler Jarnoth verkörpert. Dessen Puppe reist auf die unterschiedlichen Planeten und trifft dort auf die bekannten und beliebten Figuren aus dem Buch.

Selbstverständlich darf hier die Rose des kleinen Prinzen nicht fehlen. Dargestellt von der Luftakrobatin und Kontorsionskünstlerin (Kontorsion = Kunst des Verbiegens) Giulia Reboldi, die ebenfalls in der Rolle der einbeinigen Greta auf Station 7 entzückt.
Toke Reimann zeigt einen sehr lebendigen Säufer, wenn er in seinem Cyr Wheel umherwirbelt und damit die Höhen und Tiefen der Sucht veranschaulicht.

Einen der spektakulärsten Auftritte der Show übernimmt Ihor Yakymenko, der unter anderem als „Anzünder“ in Erscheinung tritt und an seiner Laterne eine Chinese Pole-Darstellung bietet, die uns so manches Mal den Atem anhalten ließ.

In weiteren Rollen wirken Seiltänzerin Aniko Serfözö, die uns bei ihrem Tanz auf dem Seil zum Träumen brachte und dabei so gefühlvoll mit der Puppe des kleinen Prinzen agierte, dass wir Gänsehaut bekamen, sowie Equilibristik-Artistin Nathalie Wecker, die statt auf einem Seil oder mit den Füßen auf ihren Händen zu tanzen schien – dynamisch, kraftvoll, elegant und unfassbar leicht. Wieder mal zeigte sich bei diesen beiden Darbietungen, dass es oft die leisen Sequenzen sind, die besonders entzücken.

Für super gute Laune sorgten – trotz des nicht ganz so leichten Themas, schließlich spielt die Show auf einer Hospizstation – Niklas Bothe am Vertikaltuch und mit dem Hula Hoop und (Klinik-)Clown Denis Klopov, der das Publikum nicht nur mit Charme und Humor sondern auch mit seiner Kunst des Balldrehens verzauberte.

Umrahmt und unterstrichen wird die ganze Story durch den musikalischen Erzähler, Musicaldarsteller Maik Dehnelt, und Ernesto Lucas HO, der mit Pinsel und elektronischem Stift ganze Bühnenbilder live entstehen lässt – eine erstaunliche Kunst, die er erstmals auf einer GOP-Bühne zeigt.

Unser persönliches Highlight war aber – neben der Gesamtatmosphäre und vielen kleinen, zauberhaften Momenten – ganz klar, die Soloperformance von Tim Kriegler an den Strapaten zum Ende der Show. Allein seine Art „aufzustehen“ – sowohl am Boden als auch in der Luft – versetzte uns in ungläubiges Staunen. Eine unfassbare Körperbeherrschung. Kein Wunder, dass er sich unter anderem bereits über einen silbernen Clown beim berühmten Zirkusfestival in Monte Carlo freuen durfte.

Unser Fazit: Einfach wunderschön!

Die Show-Premiere im GOP Bremen stand – kurz vor dem aktuellen Lockdown – sicherlich nicht grade unter dem besten Stern und hätte doch vielleicht zu keinem wichtigeren Zeitpunkt stattfinden können. Warum? Nun, auch diese Pandemie-Zeiten mit ihren Lockdowns sind Situationen, aus denen man sich gerne hinfort träumen möchte. Und ganz sicher ist es leichter, schwere Zeiten zu überstehen, wenn man weiß „wofür“, wenn man eine Art Ziel hat, wie zum Beispiel diese wunderschöne, poetische und gefühlvolle Show zu sehen, wenn das GOP (hoffentlich!) im Dezember wieder seine Türen öffnen kann. Wir könnten uns kaum eine passendere Show für die Vorweihnachtszeit vorstellen.

Station 7“ läuft vom 29. Oktober 2020 bis zum 3. Januar 2021 im GOP Bremen. Aufgrund der allgemeinen behördlichen Anordnung setzt das GOP Varieté-Theater Bremen seinen Spielbetrieb vom 2. November bis voraussichtlich 30. November aus.

Ticketinformationen

Tickets sind ab 39 Euro erhältlich, ein 3-Gänge-Wintermenü im Varieté-Saal vor der Show für 25 Euro. Kinder bis einschließlich 14 Jahre erhalten 50% Rabatt, Schüler, Studenten und Freiwilligendienstleistende bis einschließlich 27 Jahre mit gültigem Ausweis 25%, mittwochs 50% Rabatt auf den Ticketpreis.

Informationen und Buchungen gibt es unter der Rufnummer (04 21) 89 89 89 89 oder unter www.variete.de.

Showtime & Ticketpreise

  • Mittwoch und Donnerstag um 20 Uhr – Tickets ab 39 Euro
  • Freitag und Samstag um 18 und 21 Uhr – Tickets ab 42 Euro
  • Sonntag um 14 und 17 Uhr – Tickets ab 39 Euro